Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Farbfotografie präsentiert das Museum für Photographie Autochrome aus den Jahren 1913 bis 1930 der Braunschweiger Fotografin Käthe Buchler.
Im Jahr 2003 erhielt das Museum für Photographie den Nachlass der Braunschweiger Fotografin Käthe Buchler (1876–1930), der nahezu vollständig erhalten geblieben ist. Hervorzuheben ist – neben den ca. 1000 S/W-Aufnahmen in Form von Kontaktabzügen sowie Glas- und Filmnegativen – insbesondere die Sammlung von Autochromplatten, die im Zeitraum zwischen 1913 und 1930 entstanden sind. Der Umfang von 175 Autochromplatten und deren künstlerische Qualität sind eine Rarität in den Fotosammlungen Deutschlands.
Käthe Buchler, 1863 als Tochter des Staatsrechtlers Albert von Rhamm in Braunschweig geboren, besuchte regelmäßig Fotografiekurse am Lette-Haus Berlin. Während des Ersten Weltkriegs dokumentierte sie das Leben in der Lazarett-Stadt Braunschweig in S/W-Aufahmen. Dazu zählen die Portraits von „Frauen in Männerberufen“, die bereits mehrfach publiziert wurden. Käthe Buchler unterschied offenbar wie einige ihrer Zeitgenossen zwischen dokumentarischer und künstlerischer Fotografie, denn den farbigen Glasbildern wurden „hohe künstlerische Reize“ jedoch weniger eine „wahre Wiedergabe von Natur“ zugesprochen. So nutzte sie das Farbverfahren fast ausschließlich zu privaten Zwecken vor allem, um die sinnliche Schönheit der Natur einzufangen. Die Körnchenstruktur auf dem Glaspositiv erzeugt eine malerische Bildqualität. Diese wird durch die inhaltliche Anlehnung an die impressionistische Malerei erneut betont. Als Allegorie der „Jahreszeiten“ projizierte Käthe Buchler ihre Garten- und Landschaftsaufnahmen bei öffentlichen Vorführabenden für das Publikum. Diese Bilder bestechen durch ihre ungewöhnliche Materialität und Farbigkeit, die wie zeitlose Landschaften anmuten. Trotz der sehr langen Belichtungszeit gelangen Buchler ebenso wunderbare Portraits, die von den Abgebildeten viel Disziplin einforderten.
Bei den Lumière Autochromplatten handelt sich um das erste massentaugliche Farb-Diaverfahren, eine Erfindung der Brüder Auguste und Louis Lumière, das 1907 in Produktion ging. Ihr Verfahren vereinfachte das bereits bestehende Dreifarbenverfahren durch die Verwendung einer einzigen Platte mit einem feinem Raster aus Kartoffelstärke-Körnchen, die blauviolett, grün und orange eingefärbt waren. Damit war es Fotografen erstmals möglich, alle Nuancen der Natur in reichen Farben abzubilden. Insgesamt wurden ca. 13 Millionen der Lumière-Autochromplatten produziert. Sie gehören jedoch bis heute zu den verborgenen Kostbarkeiten der Fotografie-Geschichte, die es neu zu entdecken gilt.
Aus restauratorischen Gründen werden die fragilen Autochrome ausschließlich in Reproduktion als Farbdias in Leuchtkästen und als Farbabzüge präsentiert.
Es erscheint das gleichnamige Buch zur Ausstellung im Appelhans Verlag, Braunschweig (hrsg. von Miriam Jung und Franziska Schmidt, 16 x 22cm, 112 Seiten, Hardcover, Leinen, Texte in dt./engl., 68 Farbabbildungen), 15,- €.
Ausstellung und Begleitpublikation werden ermöglicht durch die Unterstützung der Stiftung NORD / LB ·ÖFFENTLICHE und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.
Die Abzüge und Dias wurden freundlicherweise von ILFORD IMAGING Switzerland für die Ausstellung erstellt.
Wir bedanken uns darüber hinaus für die kontinuierliche Förderung bei der Stadt Braunschweig und dem Land Niedersachsen