Albin Biblom, 1975 in Schweden geboren, ist ein Künstler der Extreme: Fotograf, Filmemacher, Ausstellungskurator und Publizist in einer Person, gehört er zu den eher ungewöhnlichen jungen Künstlern der Gegenwart. Schon als Jugendlicher reiste er nach China, widmete sich dort den chinesischen Sprachen und dem Buddhismus. Er begann als jüngster Student am renommierten International Center of Photography in New York, lernte bei Nan Goldin und Bruce Davidson. Biblom gehört in Schweden bereits zu den anerkannten Nachwuchskünstlern mit einer internationalen Ausstellungspräsenz und erhielt zahlreiche Preise, u.a. von der Erna und Victor Hasselblad Foundation für sein Projekt MECHKAR, eine künstlerisch-fotografische Dokumentation über die letzten Bärenführer Bulgariens und deren Tanzbären.
Die Tradition der Roma, eine ursprünglich aus Nordostindien stammende Bevölkerung, die um das Jahr 900 n. Chr. weiter nach Westen wanderte, reicht viele Jahrhunderte zurück und wurde über Generationen vom Vater auf den Sohn weitergegeben. Bereits 1998 offiziell verboten, trotzdem geduldet, ist der Brauch des Bärenführer in Europa seit Anfang 2006 Vergangenheit.
Die Tierschutz-Organisationen Brigitte Bardot Foundation und Vier Pfoten errichteten außerhalb der Stadt Belitsa, südlich von Sofia ein Reservat für ca. 20 noch existierende Tanzbären. Jede Familie erhielt bei Abgabe der Tiere in das Reservat eine Entschädigung, jedoch waren die Bären oft die einzige Existenzgrundlage und sinngebender Lebensinhalt. Die Zukunft und Daseinsberechtigung der Familien scheint im neuen Europa ungewiss. Gehörten die Roma in Bulgarien schon unter dem sozialistischen Regime zu den am stärksten von Armut, geringen Bildungs- und Erwerbschancen betroffenen Bevölkerungsgruppen, hat sich diese Situation der Marginalisierung seit den 90er Jahren verstärkt.
Das Thema wurde bisher in den Medien sehr einseitig und emotional als grausame Tierhaltung beschrieben und die Roma indirekt als verantwortungslos stigmatisiert. Biblom versucht sich diesem Thema auf eine komplexere Weise zu nähern und den Protagonisten eine „Stimme“ zu verleihen. Seit 1993 besuchte er regelmäßig die betroffenen Familien und entwarf so ein einfühlendes, differenziertes Bild. Seine Fotos in klassischen Schwarzweiß-Bildern sind kombiniert mit Aufnahmen aus Fotoalben der Familien. Private Gegenstände, ein Film und Interviews ergänzen das Projekt und verdeutlichen, wie eng die Tanzbären das Leben ganzer Generationen sowie einer ganzen Kultur geprägt und bestimmt haben und wie das Verbot viele der Familien existentiell vor große Probleme stellt.
Ausstellung und Begleitpublikation wurden gefördert durch:
Stiftung Niedersächsische Volksbanken und Raiffeisenbanken
Volksbank eG Braunschweig Wolfsburg
Land Niedersachsen
Stadt Braunschweig