Zwischenspiel:
Samuel Henne. Formationen

Ausstellungsort: Torhäuser
Eröffnung: 14.07.2014, 19 Uhr

Mit Samuel Henne (*1982, Göttingen) zeigt das Museum für Photographie ab Mitte Juli einen ehemaligen Absolventen der HBK Braunschweig in einer umfangreichen Einzelausstellung. In seinen fotografischen Arbeiten entfaltet Henne einen künstlerischen Dialog zwischen Fotografie und Skulptur und thematisiert hierbei vielschichtig das Spannungsverhältnis von Fläche und Raum im fotografischen Medium. In seinen Werkreihen erschafft der Künstler skulpturale Inszenierungen, deren Konstruktionen erst durch das Arrangement im fotografischen Bild vollendet werden. Kleine, aus Alltagsgegenständen inszenierte Objekte, skulptural arrangierte Bücher oder gefaltete Oberflächen bilden den Ausgangspunkt für seine fotografischen Kompositionen. Sorgfältig konzipierte Formen, Farben und Ebenen sowie das Zusammenspiel von Raum und Fläche präsentieren dem Betrachter die Verschmelzung von Dargestelltem und Darstellung im Bild.

Dass Hennes Bilder sich nie ganz von einem Objektbezug lösen, verdeutlicht unter anderem die Arbeit relief folds (2011/2013), die präzise aufeinander abgestimmte geometrische Faltungen halbtransparenter Pergamentpapiere auf monochromen Hintergründen mit gedeckter, pastellener Farbigkeit zeigt. Henne extrapoliert hier das Wechselspiel von Fläche und Räumlichkeit des Objektes, wenn er die, durch die feinen Schattierungen suggerierte Haptik in die Zweidimensionalität der Bildfläche zurückführt und so ein trompe l’oeil-artiges Vexierbild schafft, bei dem es für den Betrachter zu einer ständigen Überlagerung der verschiedenen Erfahrungsdimensionen von Bild und Objekt kommt, ein unauflösliches Spannungsverhältnis zwischen Information und Abstraktion entsteht.

Vielfach findet sich in Hennes Arbeiten der Verweis auf die historisch enge Beziehung zwischen dem Medium Fotografie und der Gattung Skulptur wieder. Lange Zeit wurde die Fotografie als mobiles Medium vor allem als dokumentarisch vermittelnd für die Skulptur eingesetzt; diese interpretierte mittels Ausschnitt, Perspektive und Belichtung jedoch nicht nur, sondern erfand die inszenierten Bildobjekte bisweilen neu.

Hennes Interesse an der Beziehung zwischen Fotografie und Skulptur wird in der Werkserie musée imaginaire (2012/2013) besonders deutlich: Bücher mit fotografischen Abbildungen skulpturaler Werke verwandelt der Künstler zu plastisch arrangierten Objekten mit zur Falz hin eingeschlagenen Seiten. Die neu entstandenen Objekte weisen nicht nur eine beeindruckende dreidimensionale Qualität auf, sondern werden durch den fotografischen Akt und die Inszenierung in neue, eigenständige Bilder übersetzt. Der gezeigte Bildraum wird erweitert durch eine bildhauerische Präsenz, während die Grundlage dieser Skulpturen wiederum beide künstlerischen Medien vereint.  Henne spielt mit der Wahrnehmung von Fotografie, ihren Ausformungen und Einsatzbereichen. Seine Bilder sind dabei stets unaufgeregt, verzichten auf spektakuläre Momente und Überhöhungen. Sie beziehen ihre Nachdrücklichkeit insbesondere aus der offenkundigen Inszenierung vertrauter Alltagsmaterialien oder kunsthistorischer Versatzstücke und stellen ihre Realität als Konstrukt einer medialen Praxis konsequent zur Schau.

Samuel Henne lebt und arbeitet in Hannover. Er studierte von 2003 bis 2010 Freie Kunst (Meisterschüler bei Prof. Dörte Eißfeldt) und Kommunikationsdesign an der HBK Braunschweig. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen präsentiert, u. a. dem Haus der Photographie –  Deichtorhallen Hamburg, dem NRW-Forum Düsseldorf und dem Kunstverein Hannover. Hennes Arbeiten sind mehrfach ausgezeichnet worden: 2010 erhielt er den Preis des Kunstvereins Hannover und den Meisterschülerpreis der Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz, zudem war er Preisträger bei „Gute Aussichten – Junge  Deutsche Fotografie 2010/2011“. 2011 erhielt er eine Auszeichnung bei der „Plat(t)form 2011“ des Fotomuseums Winterthur und zeigte seine Arbeiten in der Shortlist-Ausstellung des internationalen WeldeKunstpreises für Fotografie.

Samuel Hennes Ausstellung, als Zwischenspiel im Museum für Photographie, zeigt einen Überblick aktueller fotografischer Arbeiten, die 2013 u. a. in der Galerie Jette Rudolph in Berlin zu sehen waren. Des Weiteren werden fotografische und installative Arbeiten als Teile neuer Werkreihen im Museum für Photographie erstmals institutionell gezeigt.

 

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