Social Documents
Jean-Christian Bourcart: Camden, New Jersey, 2008/09
Jacob Holdt: American Pictures, 1970 -1975.

Die Ausstellung präsentiert zwei fotografische Blicke auf die soziale Verfasstheit der amerikanischen Gesellschaft. Was sie verbindet ist die Bedeutung der persönlichen Zeugenschaft für die beiden Bildautoren, was sie trennt ist der zeitliche Abstand von mehr als 30 Jahren zwischen ihren jeweiligen Dokumentationen, aber auch deren unterschiedliche Erzähl- und Präsentationsweisen sowie die künstlerische Haltung hinter der Kamera.

Der in New York lebende Fotograf und Künstler Jean-Christian Bourcart suchte in Google nach der „most dangerous city in the USA“ und stieß dabei auf Camden, New Jersey. Seine gleichnamige Serie stellt das Leben der sozial deklassierten, durch ihre Armut stigmatisierte, vorwiegend afroamerikanischen Bevölkerung in dieser Stadt dar und reflektiert dabei, gerade anhand seiner Texte, die persönliche Erfahrung und das Voyeuristische einer solchen Unternehmung mit. Seine Arbeit besteht aus einem kompositen Wandbild, einer Montage aus unterschiedlichen großen Abzügen und Texten.

Die American Pictures des Dänen Jacob Holdt aus der ersten Hälfte der 1970er Jahre treten in Dialog zu dieser Arbeit. Zusammengefasst waren diese Fotografien in einem gleichnamigen, bis vor kurzem fast vergessenen, in den 1970er und 1980er Jahren jedoch sehr populären Fotobuch. Da es die sozialen Missstände in einem der reichsten Länder der Welt anprangerte, existieren hier von zahlreichen Ausgaben, neben einer amerikanischen und verschiedenen skandinavischen, auch mehrere westdeutsche sowie eine DDR-Ausgabe. Die Fotografien des jungen Dänen verstanden sich nicht als Arbeiten mit dem Anspruch auf künstlerische Autorschaft, sondern eher als eine missionarische Sendung. Unlängst hat man die bildnerische Qualität dieser Aufnahmen wiederentdeckt: Diese beiden Ebenen versucht die Ausstellung zu zeigen, anhand aller Ausgaben des legendären Buches, aber auch anhand einer Diaprojektion der Einzelbilder, begleitet von einer Tonspur mit Auszügen aus Holdts damaligen Briefen und Texten.

Die Ausstellung blickt auf das sich ändernde Gesicht von Armut innerhalb der letzten 35 Jahren, von den Hütten des amerikanischen Südens zu den „No-Go-Areas“ unserer heutigen medialen Gesellschaft, sie versucht aber auch das sich wandelnde Selbstverständnis und die sich verändernde Rezeption von sozialdokumentarischer Fotografie zu thematisieren, ihre ästhetische Wertschätzung und ihren Weg ins Museum. Soziale und politische Themen, einst eine klassische Aufgabe fotografischer Berichterstattung in Magazinen und Büchern, finden sich heute vermehrt an den Wänden von Galerien und Ausstellungshäusern wieder.

In Kooperation mit der französischen Institution GwinZegal und der Pariser Galerie VU´.

Eröffnung: 21.01.10. 19 Uhr.

Führungen: Sonntags, 16:00 Uhr

Kinderführung: Sonntag, 21.Februar 2010, 15 Uhr.

Ort: Museum für Photographie e.V.
Helmstedter Straße 1, 38102 Braunschweig, info@photomuseum.de, Tel. 0531/75000

Öffnungszeiten: Di-So 13-18 Uhr

Gefördert durch

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